Antike RhetorikAntike Rhetorik

 

Museum

Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke
80333 München, Bayern
www.abgussmuseum.de

Museumssparte

Archäologisches Museum

Beschreibung

Das Projekt könnte zum Beispiel in einem P-Seminar umgesetzt werden. Im Wesentlichen geht es um die Vermittlung der Kompetenz der freien Rede. Ausgestaltet wird es von den jeweiligen Lehrern (Latein, Deutsch, Geschichte), das Museum bietet begleitend die Möglichkeit, die Bildnisse der antiken Redner und Denker kennen zu lernen.
In einem ersten Schritt werden von dem Lehrer die Lehren der antiken Rhetorik vermittelt (hierzu sind Handreichungen vorhanden) und im Anschluss sollen die Schüler diesen Regeln entsprechend einen Vortrag zu einem relativ einfachem Streitfall konzipieren.
Bei dem großen Finale im Museum stehen sich die Kontrahenten mit Pro- und Contra-Argumenten gegenüber und debattieren öffentlich über den Streitfall.

Bis ins 19. Jahrhundert waren rhetorische Übungen an deutschen Gymnasien selbstverständlich. Aus unklaren Gründen ist diese Tradition seit über hundert Jahren abgestorben. Einen Weg zur Erneuerung der nötigen Redepädagogik könnte die Antike weisen.
800 Jahre lang (bis etwa 500 n. Chr.) bestand die Krönung aller höheren Bildung in der beim Rhetoriklehrer geübten Kunst der Deklamation. Dabei ging es um den freien Vortrag selbstverfasster Übungsreden, die den jungen Menschen auf das politische Leben vorbereiten sollten. Entsprechend den beiden Hauptformen öffentlicher Rhetorik, der beratenden Rede (zum Beispiel in der Volksversammlung) und der advokatischen Rede (vor Gericht) zerfielen die declamationes in suasoriae und controversiae, wobei die gestellten Themen fiktiv waren.
Bei den beratenden suasoriae wurde vom Schüler einer Person aus Mythos oder Geschichte in einer Entscheidungssituation ein Rat erteilt, zum Beispiel: „Agamemnon überlegt, ob er seine Tochter Iphigenie opfern lassen soll, da die Götter ihm nur so die Fahrt nach Troja gestatten. Raten Sie ihm zu! Raten Sie ihm ab!“
Auch bei den an ein Gerichtsverfahren angelehnten controversiae konnte ein Fall aus Mythos oder Geschichte vorgelegt werden.
Meist aber bestand die Aufgabe aus einem (wirklichen oder fiktiven) Gesetz und einem konstruierten Fall, zum Beispiel: „Gesetz sei: Verlassen in Seenot Kapitän und Passagiere das Schiff, so soll dieses, falls es gerettet wird, dem gehören, der darauf ausgeharrt hat. Fall: Ein Kranker konnte ein in Seenot befindliches Schiff im Gegensatz zu allen anderen nicht verlassen. Nachdem das Schiff gerettet wurde, beansprucht er es als sein Eigentum. Verteidigen Sie seinen Anspruch! Bestreiten Sie ihn!“ Die Rhetorik gab feste Hilfen dafür, wie in einem solchen Fall zu argumentieren ist (siehe Film mit Beispiel-Deklamation sowie methodischen Erläuterungen auf www.abgussmuseum.de).
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Zusätzliche Informationen zur Zielgruppe

Das Projekt ist für den Latein- oder Deutsch-Unterricht an Gymnasien geeignet.

Besonderheiten

Solche Übungen würden sich durch ihre strenge Orientierung an der klassischen Deklamation, ihren Argumentationstechniken und fiktiven Themen wesentlich von dem heute bundesweit stattfindenden Wettbewerb „Jugend debattiert“ unterscheiden, wo unter starren Wettkampfbedingungen aktuelle politische Themen zur Sprache kommen. Die Redner können unbelastet von fachlichen Recherchen allein die Kunst der Argumentation und den Redeauftritt üben.

Öffentlichkeitsarbeit

Zeitungen, Einladungsversand (Schulverteiler), Netzwerk

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Kurzinfos

Thema

Archäologie: Antike

Zielgruppe

Bildungseinrichtungen:
Sekundarstufe 2

Format

personale Angebote begleitend zu den Ausstellungen:
Seminare

Kooperationspartner

Klassische Philologie LMU, Gymnasien, Arbeitskreis humanistisches Gymnasium, Kultusministerium

erstellt: 02.07.2010
geändert: 28.02.2011